Der Kalvarienberg im Kurort St. Radegund (unweit von Graz) gilt als einer der interessantesten und eindrucksvollsten seiner Art. Das Besondere und Einzigartige des St. Radegunder Kalvarienberg sind vor allem seine szenische Reichhaltigkeit und seine Überschaubarkeit. Steht man am Fuße des Berges, lässt sich beinahe die ganze Anlage, zumindest aber der Wille der Erbauer, mit einem Blick umfassen. Und kein anderer Kalvarienberg im alpenländischen Raum ist so reich an Kapellen und Figuren, wie jener hier in St. Radegund.
Was ist nun eigentlich ein Kalvarienberg und warum heißt er so? Nach dem Todesurteil wurde Jesus aus Jerusalem hinausgeführt zur "Schädelhöhe", wo die Kreuzigung stattfinden sollte. Hebräisch lautet die Bezeichnung "Golgotha" und in den lateinischen Bibelausgaben heißt es "Calvaria" (von lat. "Calva" - der Schädel). Im Mittelalter entstanden die ersten Kalvarienberge in Europa; errichtet oftmals von Kreuzrittern. Besondere Verbreitung fanden die Kalvarienberge aber erst im Barock. Bekannte Anlagen finden sich in der Bretagne und im italienischen Piemont; in Österreich gilt der Kalvarienberg von Eisenstadt als bekanntester seiner Art.
Das Ziel barocker Kunst war ja auch das "Gesamtkunstwerk" und für ein solches war ein Kalvarienberg ideal geeignet; durch Miteinbeziehung der verschiedensten Gestaltungsmöglichkeiten - Malerei, Bildhauerei, Architektur; verbunden mit dem lebendigem Begehen des Kunstwerkes - kam man diesem Gedanken am Nächsten. Errichtet wurden die Anlagen zumeist vom Volk; als lebendiges Zeichen des bäuerlichen Glaubens. Die Geistlichkeit sah das Aufkommen der Kalvarienberge aber keineswegs immer mit Freude. In St. Radegund ist der seltene Fall, dass der Kalvarienberg von einem Pfarrer angelegt wurde - doch auch er hatte es dabei mit der kirchlichen Obrigkeit keineswegs leichter...
Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie mehr über die wechselvolle Geschichte dieses steirischen Glaubensdenkmals.